Internationale Tagung: Mehrsprachigkeit und sprachliche Minderheiten in einem globalen Kontext

Internationale Tagung: Mehrsprachigkeit und sprachliche Minderheiten in einem globalen Kontext

Foto: Luzia Schaer

Vom 21. bis 23. Mai 2025 fand in Davos, Graubünden (Schweiz), die Tagung „Mehrsprachigkeit und sprachliche Minderheiten in einem globalen Kontext“ statt. Die Tagung wurde von der Pädagogischen Hochschule Graubünden (PHGR) in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Luzern (PHLU) und unter dem Patronat des internationalen Konsortiums „Mehrsprachigkeit als Chance“ organisiert.

An drei Tagen und mit mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer standen (Minderheiten)sprachen im Mittelpunkt, sei es bei Keynotes, Workshops, Konzerten mit traditioneller Musik oder literarischen Diskussionen.

Die FUEN und die AG Bildung waren bei dieser Tagung vertreten und konnten einem reichhaltigen und abwechslungsreichen Programm folgen.

Die Tagung umfasste 7 Keynotes, die von anerkannten Forschern aus den Bereichen angewandte Linguistik, Soziologie oder Geschichte gehalten wurden, wie Ofélia García (City University of New York, USA) oder Evangelia Adamou (National Centre for Scientific Research, France).

Von besonderem Interesse für die Minderheitenproblematik war der Keynote von David Kroik (Nord Universität, Norwegen) mit dem Titel „Teaching, learning and revitalisation of Indigenous languages: A Saami perspective“. Im Rahmen eines ehrgeizigen Programms wurde 2024 an der Nord Universität (Norwegen) eine erste Kohorte von Lehrkräften für den Unterricht von und in Saami ausgebildet. Dieses Beispiel gibt Anlass zur Hoffnung, denn es zeigt, dass die Wiederbelebung indigener Minderheitensprachen durch die Schule und im Vorfeld durch die Ausbildung von Lehrkräften möglich ist.

Auch die Gebärdensprachen waren bei dieser Veranstaltung gut vertreten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen an einem Keynote von Annelies Kusters (Heriot-Watt Universität, Edinburgh, UK) in Gebärdensprache mit dem Titel „The Paradoxes of International Sign“ teil. Während der gesamten Veranstaltung sorgten Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Gebärdensprache für Simultanübersetzung.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz konnten auch an zahlreichen Workshops zu so unterschiedlichen Themen wie der Identität mehrsprachiger Sprecher, der Sprachpolitik der Staaten und Regionen, dem Stellenwert der Minderheitensprachen in der Lehrerausbildung, der Wiederbelebung gefährdeter Sprachen oder den didaktischen Ansätzen für den bilingualen Unterricht teilnehmen.

In Bezug auf die Frage der Minderheitensprachen sind folgende Beiträge zu nennen :

  • Camilla Russo und Francesco Starace - Doktoranten in Linguistik, Universität von Neapel (Italien) - analysierten die Darstellung von Minderheitensprachen in italienischen Grammatikbüchern.
  • Laura Castañe Bassa - Doktorandin in Bildungswissenschaft, University of Jyväskylä, Finland - beschrieb die Sprachpraktiken in einer katalanischen Grundschule.
  • Heiko F. Marten - Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Deutschland - beschrieb die Entwicklung von Identitäten, Praktiken und Sprachpolitiken der deutschen Minderheit in Lettland.
  • Claudine Brohy – Linguistin in der Universität von Friburg (Schweiz) - widmete ihren Vortrag der Europäischen Charta der Regional- Oder Minderheitensprachen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten auch einer literarischen Diskussion zwischen Vincenzo Todisco, Schrifsteller und Professor für Italienisch an der PH Graubünden und Usama Al Shahmani, ein irakisch-schweizerischer Schriftsteller und Übersetzer, über die Herausforderungen des Übersetzens und des Ausdrucks von Realitäten in Fremdsprachen beiwohnen.

In der Poster Session hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, mit Forschern aus allen Bereichen zu diskutieren. Zum Thema Minderheiten sind folgende Forschungsarbeiten zu erwähnen:

  • G. Caviezel: Purpose, value and consequences of (linguistic) minority gatherings: Sports as a hub for the interplay between the promotion of minorities, political-economic interests and ideological discourse
  • R. Kailuweit & L. Paluska & S. Fuchs & A. Y. Postigo Fuentes: Die Funktion der Regionalsprache Mallorquinisch im Kontext multipler Sprachkompetenz – eine Untersuchung von Sprachporträts auf Mallorca
  • B. Söderman: Navigating Cultural Hybridity: Backchannel Usage Among Finland Swedes in Contrast to Finnish Speakers

Um die Gemüter zu erheitern, gab es auch ein reichhaltiges Kulturprogramm mit zwei Konzerten von Gruppen aus den Minderheiten: La Triada spielte traditionelle rätoromanische Musik und Kroatarantata sorgte für die Stimmung mit traditioneller Musik der kroatisch-molisesischen Sprachminderheit in Italien.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Konferenz für die FUEN die perfekte Gelegenheit war, inspirierende Vorträge zu hören und Networking-Gespräche zu führen.